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# Bewerbung im Rahmen des Fellow-Programms Freies Wissen ## Beschreibung des Vorhabens „Offene Wissenschaft“ ist kein neuer Term im Repertoire der forschenden Disziplinen. Eine gemeinsame Community of Practice (Wenger, McDermott & Snyder, 2010), konnte sich jedoch erst in den letzten Jahren sichtbar herausstellen und Fahrt aufnehmen. Offene Wissenschaft betrifft im Grunde alle wissenschaftlichen Disziplinen. Entsprechend formen sich innerhalb der Community of Practice (CoP) je nach Disziplin und Forschungsparadigma Subcommunities, mit eigenen Zielen und Praktiken (Fecher & Friesike, 2014). „One size does not fit all“ (2019, S. 1) titelte der Soziologe Engzell als Reaktion auf Praktiken der Offenen Wissenschaft aus der Psychologie und den daraus entstandenen Druck auf andere Disziplinen. Auch wenn (in der Offenen Wissenschaft bereits) aktive Disziplinen den anderen ihre meist quantitativ-empirisch ausgerichteten Praktiken nicht überstülpen wollen, so scheint es aufgrund eines unklaren Selbst- und Fremdverständnisses zwischen den Subcommunities zum Teil jedoch so wahrgenommen zu werden. Wenig konstruktive Auseinandersetzungen innerhalb der Community („Frontenbildung“) oder Ablehnung der Offenen Wissenschaft per se von außen sind nicht selten die Folgen, wodurch die Effektivität der Community als Ganzes ausgebremst und das Community Building geschwächt wird. Welche Praktiken der Offenen Wissenschaft gelten also für welche Disziplinen und Forschungsparadigmen? Welche Praktiken teilen sich alle Subcommunities? In meinem Vorhaben möchte ich Überschneidungen, Differenzen und den gemeinsamen Kern in den Praktiken der Subcommunities Offener Wissenschaft herausarbeiten. Das Projekt gliedert sich in zwei Phasen: (1) Sammlung von Praktiken Offener Wissenschaft und (2) die Befragung von Forschenden unterschiedlicher Disziplinen und Forschungsparadigmen. (1) Die erste Phase beginnt mit einem Literaturreview zu Praktiken Offener Wissenschaft (z.B. Munafò et al., 2017). Die so entstandene Auflistung wird in eine schriftliche Onlinebefragung eingepflegt und anhand der Befragung durch Expert\*innen der Offenen Wissenschaft unterschiedlicher Disziplinen optimiert und ergänzt. Eine zusätzliche mündliche Befragung von sieben Expert\*innen des Feldes soll die Erstellung der Liste unterstützen und Fehlkonzepte, sowie problematische Formulierungen vermeiden. Das Netzwerk des Fellow-Programms stellt hierbei eine optimale Anlaufstelle dar: Die Expertise und kumulative Wissensbasis gehen in die Generierung der Liste an Praktiken ein. (2) In der zweiten Phase werden Forschende unterschiedlicher Disziplinen und Forschungsparadigmen befragt, die bereits Erfahrung in Praktiken der Offenen Wissenschaft gesammelt haben. Die Befragten geben dabei an, welche Praktiken sie für das Feld ihrer Forschung als relevant einschätzen. Anhand von Profilanalysen wird anschließend eine ‚Landkarte‘ gezeichnet, welche Disziplinen und Forschungsparadigmen sich in ihren Praktiken überschneiden, wo sich Grenzen ziehen lassen und wo der gemeinsame Kern liegt. Die Ergebnisse werden in die Community zurückgegeben: Anhand eines Dashboards sollen Forschende die Daten selbst interaktiv explorieren können. ## Motivation. Mein Verständnis von Wissenschaft war bereits seit dem Studium das einer Offenen Wissenschaft. In meiner Promotionsphase habe ich erfahren, was es heißt in einem Forschungsfeld zu arbeiten, in dem dieses Verständnis von vielen Kolleg*innen nicht geteilt wird. Meine Vorschläge Daten zu teilen stießen auf Protektionismus; an die Stelle gemeinsamer Diskussionen um die beste Auswertungsstrategie, trat ein Wettrennen um die schnellste Publikation. Die Aufmerksamkeit schien sehr viel mehr auf der Frage zu liegen „What Is Good for Scientists“ anstatt „What Is Good for Science“ (Nosek, Spies & Motyl, 2012, S. 616). Ich lernte, dass Offene Wissenschaft nicht selbstverständlich ist, sondern etwas, wofür man sich mit Gleichgesinnten einsetzen muss. Ich nehme die Community der Offenen Wissenschaft als eine besonders positiv-konstruktive wahr. Herausforderungen, wie z.B. die Replikationskrise, werden als lernende Community angegangen, in der Lösungsvorschläge kooperativ unterbreitet, diskutiert, verworfen und verbessert werden. Von außerhalb der Community scheint dies nicht immer so wahrgenommen zu werden. Besonders in Unterhaltungen mit Personen, die bereits von Offener Wissenschaft gehört, aber nur eine vage Vorstellung davon hatten, wurde mir der Eindruck geschildert, dass aktive Disziplinen den anderen ihre Praktiken der Offenen Wissenschaft aufzwängen wollen. Mein Projekt soll dazu beitragen mit dieser Befürchtung besser umgehen zu können. ## Zielsetzung. Ich verfolge drei Ziele: (1) Einen Beitrag zur Community der Offenen Wissenschaft zu leisten (Projekt), (2) meine Kompetenzen bezüglich Offener Wissenschaft auszubauen und (3) nachhaltige Beziehungen im Netzwerk aufzubauen. (1) Erste Phase: Erstellung einer „Liste an Praktiken der Offenen Wissenschaft“, die von Expert\*innen als saturiert betrachtet wird. Zweite Phase: „Relevanzeinschätzungen der Praktiken offener Wissenschaft“ von 100 Forscher\*innen aus sieben Disziplinen (siehe Survey „Innovations in Scholarly Communication“). Endziel: Dashboard, in dem die Ergebnisse eingepflegt sind und von Forscher\*innen exploriert werden können. Es soll eine Übersicht über die Homogenität und Heterogenität der Praktiken innerhalb und zwischen Disziplinen gegeben werden. (2) Um im Feld der Offenen Wissenschaft konstruktiv beitragen zu können, möchte ich mein Wissen und Kompetenzen diesbezüglich ausbauen. Interessensgebiete sind hier u.a. Software und Tools zur kooperativen Erkenntnisgenese, -sicherung und –nachnutzung (z.B. Wikidata), sowie der Workflow und best practice of reproducible research. (3) Ein wesentliches Element Offener Wissenschaft ist die Kooperation ihrer Mitglieder. Entsprechend möchte ich im Netzwerk des Programms Beziehungen zu anderen Fellows und Mentor*innen aufbauen, um sich gegenseitig bei der Erreichung ihrer und meiner Ziele zu unterstützen. Ein konkretes Ziel für mich sind Ideen und Anregungen für die Aufbauphase der Open Science Initiative in Tübingen zu sammeln. ## Beitrag zu Offener Wissenschaft. Die Beiträge zu Offener Wissenschaft entstehen (1) direkt durch das Forschungsprojekt und (2) indirekt durch Kompetenz- und Netzwerkaufbau. (1) Das Forschungsprojekt schärft die Wahrnehmung für bisherige Differenzen, Überschneiderungen und den gemeinsame Kern der Community of Practice, die bisher noch wenig herausgearbeitet sind. Dies stärkt nicht nur das Selbstverständnis der Community und ihrer Subcommunities, sondern auch die treffende Zuschreibung von Praktiken durch (noch) Außenstehende. (2) Ein indirekter Beitrag zu Offener Wissenschaft entsteht durch Kompetenz- und Netzwerkaufbau. An der Universität Tübingen habe ich eine Open Science Initiative angestoßen und am 8. April 2019 mit drei Kolleg\*innen gegründet. Die Initiative befindet sich aktuell in einer sehr frühen Aufbauphase. Meine Kompetenzen, die ich bezüglich Offener Wissenschaft erweitere und Netzwerkbeziehungen, können direkt der Initiative zugutekommen. Weiterhin habe ich aus mehreren Dokumenten (z.B. des Netzwerks der Open Science Initiativen und der Open Science Community Utrecht) synoptisch eine Strategie zum Aufbau einer Open Science Initiative im Sinne eines grass-roots movements erstellt. Diese Strategie soll nun in den nächsten Monaten und Jahren als lebendes Dokument durch uns und andere Open Science Initiativen kooperativ (z.B. auf cryptpad) erweitert und optimiert werden, um Forscher\*innen zur Verfügung zu stehen, die ebenfalls eine Initiative gründen wollen (aktueller Stand, siehe https://cryptpad.fr/pad/#/2/pad/view/5oih0z63m1Zg-GNjFQkAajCZ85cWvOVNlh8oAvYETm0/embed/present/). ## Wirkung des Vorhabens / Multiplikation. Am 8. April 2019 habe ich an der Universität Tübingen eine Open Science Initiative angestoßen und gegründet. Im Rahmen dieser (aktuell noch) informellen Gruppe an hochengagierten Kolleg\*innen aller Fakultäten, streben wir eine Institutionalisierung der Initiative an der Universität an (siehe z.B. LMU München). Die Initiative soll Workshops zu Themen Offener Wissenschaft (z.B. Open Access, Reproducible Research, …) anbieten, eigene Forschung zum Thema Offene Wissenschaft anstoßen und interne und externe Fördermittel einwerben. Vernetztheit innerhalb der Community der Offenen Wissenschaft ist ein wichtiger Pfeiler, um die Initiative erfolgreich voranzubringen. Bei Entscheidungen, die in frühen Entwicklungsphasen oft unter Unsicherheit getroffen werden müssen, kann man so auf externe Expertise bauen. So besteht zur Erstellung einer „Gründerstrategie“ Kontakt zu Felix Schönbrodt und dem Netzwerk der Open Science Initiativen. Ebenfalls wie oben beschrieben, gehen neu erworbene Kenntnisse und Kompetenzen (z.B. über Tools, Software) direkt in die Arbeit der Open Science Initiative Tübingen ein. Dort wirke ich als Multiplikator auf die Initiative, die ihrerseits wiederum als Multiplikatorin innerhalb der Universität wirkt. Weiterhin ist ein Workshop für Mitarbeiter\*innen zu einem Thema vorgesehen, in dem „Aufholbedarf“ besteht und der durch externe Expertise unterstützt wird. ## Nachnutzung. Erstens werden Praktiken der Offenen Wissenschaft verwendet, um den Zugang zum Freien Wissen zu garantieren: * Es wurde ein Projekt auf dem Open Science Framework eingerichtet. Der Zugang ist „public“ und die Lizenz CC BY : https://doi.org/10.17605/OSF.IO/42HE9 * Die Materialien (z.B. das Ergebnis und die verwendeten Quellen des Literatur-Reviews, die Struktur des Fragebogens) werden geteilt * Aggregierte Daten werden anhand eines Dashboards (Pakete R Markdown, Shiny) online geteilt. Beispiel siehe http://193.196.37.110:3838/schul-cloud/dashboard.Rmd (Dashboard noch Beta-Version) * Rohdaten werden anhand einer hierfür spezialisierten Plattform geteilt, welche die FAIR-Prinzipien der Datennachnutzung einhalten (z.B. Verbund Forschungsdaten Bildung) * Aus dem Projekt geht ein Zeitschriftenartikel hervor, der in einer Open Access Zeitschrift veröffentlicht wird, der Preprint wird gegebenenfalls auf arXiv.org eingestellt * Auf Wikiversity wird als zentrale Anlaufstelle eine Zusammenfassung des Projekts und dessen Ergebnissen mit allen Links zu Materialien, Dashboard, Daten, Preprints, etc. erstellt Zweitens wird die Dissemination über Kanäle der Offenen Wissenschaft betrieben: * Einreichung des Projekts zur Präsentation auf Tagungen der Offenen Wissenschaft (z.B: OSSC 2020) * Weitere Dissemination über digitale Netzwerke, wie twitter, ask-open-science.org, reddit, academia.edu, Researchgate ## Meilensteine. Eine schematische Übersicht ist hier einsehbar: https://osf.io/zw34q/ Ziel 1: Einen Beitrag zur Community der Offenen Wissenschaft leisten (Projekt). Meilensteine: (1) Review zu Praktiken Offener Wissenschaft abgeschlossen [nach 5 Wochen]: Literatursuche, Literatursichtung, Generierung einer Liste an Praktiken, Erstellung des ersten Online-Fragebogens (via formr.org) und Interviewleitfadens (2) Expertenbefragung abgeschossen [nach 9 Wochen]: Stichprobenakquise, Durchführung der Online-Befragung und Interviews, Erstellung des zweiten Online-Fragebogens. (3) Haupterhebung abgeschlossen [nach 18 Wochen]: Stichprobenakquise, Durchführung der Online-Befragung (4) Beginn Dissemination: Konferenzbeiträge, Zeitschriftenartikel, digitale Medien. Ziel 2: Kompetenzen bezüglich Offener Wissenschaft Meilensteine (richten sich am Weiterbildungsangebot des Programms aus, hier beispielhaft): (1) Tools zur kooperativen Erkenntnisgenese, -sicherung und –nachnutzung: Kompetenzerwerb, Dissemination in Tübinger Open Science Initiative (2) Workflow und best practice of reproducible research: Kompetenzerwerb, Dissemination in Tübinger Open Science Initiative Ziel 3: nachhaltige Beziehungen im Netzwerk aufzubauen Meilensteine: (1) Personen aus der Community haben im lebenden Dokument zur Strategie zum Aufbau einer Open Science Initiative beigetragen. (2) Mit einer Person aus der Community wurde ein Termin für einen Workshop in Tübingen festgemacht (Thema z.B. zu „Perks and pitfalls of Open Access Publications“ oder „Datennachnutzung in den Sozialwissenschaften“). ## Mittelverwendung. Im Rahmen des Forschungsprojekts werden Expert*innen unterschiedlicher Standorte in Deutschland befragt. In dieser ersten Projektphase sind € 2.100 für insgesamt sieben Face-to-Face-Interviews angesetzt (Reisekosten und Unterkunft). Die Datenerhebung der zweiten Projektphase erfolgt onlinebasiert und wird zum einen über institutionelle Kooperationspartner (z.B. Netzwerk der Open Science Initiativen) und über digitale Kanäle (z.B. Twitter) verbreitet. € 750 sind hierbei u.a. für gesponserte Beiträge auf den sozialen Kanälen eingeplant. Inhalte des Fellow-Programms sollen nach Tübingen multipliziert werden, um dort die Offene Wissenschaft voranzubringen. € 1.400 sind eingeplant, um externe Expertise für einen intensiven Workshop zu gewinnen. Das Thema des Workshops soll sich aus dem Fellow-Programm heraus ergeben und potentiellen „Aufholbedarf“ in Tübingen abdecken. Weiterhin wird die Mitarbeit am lebenden Dokument zur Strategie zum Aufbau einer Open Science Initiative (zusätzlich zur Nutzung von Netzwerkbeziehungen) über soziale Kanäle beworben. Hierfür sind ebenfalls € 750 eingeplant. ## Beitrag zu den Wikimedia-Projekten. Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt zur Community der Offenen Wissenschaft kann ich als Experte in entsprechende Wikipedia-Artikel einarbeiten. Der deutsche Wikipedia-Artikel zu „Offene Wissenschaft“ ist noch als „Lückenhaft“ gekennzeichnet. Mein Forschungsprojekt, das die Struktur der Community aufdeckt und beschreibt ist gut geeignet, um überblicksartige Information zu liefern. Weiterhin bin ich gespannt, ob und wie mein Vorhaben für Wikidata oder Wikimedia Commons nutzbar gemacht werden kann. Hierzu muss ich mich im Rahmen des Fellow-Programms allerdings noch besser in die beiden Angebote einarbeiten. # Literaturverzeichnis Engzell, P. (2019, Januar). Responding to the statistical crisis in social science: One size does not fit all, Mannheim. Verfügbar unter https://www.mzes.uni-mannheim.de/openscience/wp-content/uploads/2019/01/Engzell-OSSC19.pdf Fecher, B. & Friesike, S. (2014). Open Science: One Term, Five Schools of Thought. In S. Bartling & S. Friesike (Hrsg.), Opening Science (S. 17–47). Cham: Springer International Publishing. Munafò, M. R., Nosek, B. A., Bishop, D. V. M., Button, K. S., Chambers, C. D., Du Percie Sert, N. et al. (2017). A manifesto for reproducible science. Nature Human Behaviour, 1, 0021 EP -. https://doi.org/10.1038/s41562-016-0021 Nosek, B. A., Spies, J. R. & Motyl, M. (2012). Scientific Utopia. II. Restructuring Incentives and Practices to Promote Truth Over Publishability. Perspectives on psychological science : a journal of the Association for Psychological Science, 7 (6), 615–631. https://doi.org/10.1177/1745691612459058 Wenger, E., McDermott, R. & Snyder, W. M. (2010). Cultivating communities of practice. A guide to managing knowledge [Nachdr.]. Boston, Mass.: Harvard Business School Press.
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