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Category: Analysis

Description: Die individuelle Beteiligung an politischen Prozessen ist ein zentrales Wesensmerkmal der parlamentarischen Demokratie. Neben klassischen Partizipationsformen, wie der Teilnahme an Wahlen oder politischen Demonstrationen, sind seit einigen Jahren auch verstärkt Möglichkeiten der Online-Partizipation in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Die Möglichkeiten politische Prozesse und Entscheidungen durch internetbasierte Aktivitäten zu beeinflussen sind stetig gewachsen. Doch inwiefern werden diese Möglichkeiten tatsächlich wahrgenommen? Und spielen in dem Zusammenhang soziale Medien (wie Twitter und Facebook) eine entscheidende Rolle? In diesem Beitrag soll der Zusammenhang zwischen politischer Partizipation und Parteiidentifikation untersucht werden. Die Parteiidentifikation beschreibt die persönliche Verbundenheit mit einer politischen Partei und wirkt sich unter anderem auf das Wahlverhalten aus. Uns interessiert dabei beispielsweise, ob sich die Anhänger unterschiedlicher Parteien, in ihren Beteiligungsformen unterscheiden oder ob sich bestimmte Partizipationsformen eher dem linken oder rechten Parteienspektrum zuordnen lassen. Zudem ist mit der AfD eine neue Partei in den Bundestag gezogen, der eine Affinität zu sozialen Medien nachgesagt wird. Lässt sich diese verstärkte Zuwendung auch bei den Anhängern der AfD feststellen und wie wirkt sich diese konkret aus? Um diese Fragen zu untersuchen, wird auf Daten der German Longitudinal Election Study zurückgegriffen. Innerhalb einer Vorwahl-Querschnitts-Befragung wurde von 2.179 Probanden unter anderem die politische Partizipation im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 erhoben. Die Identifikation mit einer politischen Partei wird als Unterscheidungsmerkmal gewählt, um eine Klassifizierung der Anhänger von Parteien vornehmen zu können. Im Vergleich zur Wahlabsicht, hat die Parteiidentifikation als Kategorisierungsvariable den Vorteil, dass es sich um ein relativ stabiles Merkmal handelt, welches es somit ermöglicht, Stammwähler zu identifizieren und deren Partizipationsverhalten zu vergleichen. Bei der Betrachtung klassischer offline Partizipationsformen zeigt sich, dass die Teilnahme an Bürgerinitiativen, das Verfassen von Leserbriefen und die Unterstützung des Wahlkampfs in allen Gruppen unter 10% Beteiligungsanteil bleiben. Besonders Leserbriefe scheinen bei der Bundestagswahl 2017 mit maximal 3% Partizipation (Verbundenheit mit der SPD bzw. AfD) kaum Verwendung gefunden zu haben. Unionsanhänger und Personen die sich keiner spezifischen Partei verbunden fühlen (ohne Parteiidentifikation) haben bei allen abgefragten Formen der politischen Beteiligung die geringsten Partizipationsanteile. Dagegen zeigen Personen mit persönlicher Verbundenheit zu den GRÜNEN und der AfD bei den meisten Partizipationsformen das stärkste Engagement. Dabei heben sich die Anhänger der GRÜNEN beim Sammeln von Unterschriften (38%) und beim Konsum-Boykott (59%) deutlich von den anderen Gruppen ab. Die AfD-Anhänger sind bei der Wahlkampfunterstützung (10%) und der Teilnahme an Bürgerinitiativen (8%) am stärksten vertreten. Werden die Gruppen nach linkem (SPD, GRÜNE, DIE LINKE) und rechtem (Union, FDP, AfD) Parteispektrum unterschieden, zeigt sich, dass Personen mit linker Parteiidentifikation, alle Partizipationsformen, mit Ausnahme der Wahlkampfunterstützung, verstärkt in Anspruch nehmen. Vor allem die Teilnahme an Demonstrationen ist dabei fast viermal höher, als bei Anhängern von Parteien aus dem rechten Spektrum (13% zu 3%). Möglichkeiten der Online-Partizipation nehmen sowohl Unionsanhänger, als auch Personen ohne Parteiidentifikation, kaum wahr. Anhänger der Partei DIE LINKE zeigen bei allen Partizipationsformen ein sehr starkes Engagement. Allgemein zeigen Anhänger linker Parteien bei allen Partizipationsformen mehr Engagement. Onlinepetitionen werden beispielsweise doppelt so oft genutzt (19% zu 10%). Insgesamt lässt sich feststellen, dass Online-Partizipation vor allem über soziale Medien und mittels Onlinepetitionen stattfindet, während Leserbriefe, Blogeinträge und Bürgerplattformen kaum genutzt werden. Mit Ausnahme der Anhänger der GRÜNEN, erzielen alle anderen Gruppen bei der Verwendung von sozialen Medien den höchsten Partizipationsanteil. Bei Anhängern der AfD, ist der prozentuale Wert sogar doppelt so hoch, wie bei der Nutzung von Onlinepetitionen (12% zu 27%). Abschließend wird die Partizipation in den sozialen Medien detailliert betrachtet. Es zeigt sich, dass die Anhänger der FDP und der AfD soziale Medien am Häufigsten zur politischen Partizipation verwenden. So belegen beide Gruppen bei jeder Partizipationsform die vordersten Plätze und zeigen zum Teil deutliche Vorsprünge im Vergleich zu Personen mit anderer oder keiner Verbundenheit mit einer politischen Partei. Die Anhänger der AfD liegen beim Verfassen und beim Teilen von Beiträgen (11% und 23%), die Anhänger der FDP beim Kommentieren von Beiträgen (13%) vorne. Die Partizipation von Unionsanhängern, ist bei allen abgefragten Möglichkeiten der sozialen Medien am geringsten. Generell lässt sich feststellen, dass Personen ohne Parteiidentifikation und Anhänger der Union (besonders im Online-Raum und den sozialen Medien), am wenigsten die Möglichkeiten der politischen Partizipation nutzen. Im Offline-Raum werden insgesamt bei allen Probanden, höhere Partizipationsanteile erzielt. Interessanterweise lässt sich demnach feststellen, dass die klassischen offline Partizipationsformen nach wie vor einen wichtigeren Faktor darstellen und von mehr Personen genutzt werden, obwohl die Möglichkeiten durch internetbasierte Anwendungen gestiegen sind. Bei der Unterscheidung zwischen linken und rechten Parteienspektrum lässt sich feststellen, dass Probanden mit eher linken Parteiidentifikation so gut wie alle Partizipationsmöglichkeiten stärker nutzen, als Personen mit rechter Parteiidentifikation. Linke Gruppierungen scheinen sich demnach verstärkt in den politischen Prozess einmischen und politische Veränderungen herbeiführen zu wollen, während rechte Gruppierungen die vielfältigen Möglichkeiten der Partizipation in geringerem Umfang nutzen. Dies trifft im Besonderen auf Unionsanhänger zu, während sowohl die Anhänger der AfD, als auch die der FDP, verstärktes Engagement zeigen. Hierbei liegt der Fokus der Partizipation bei beiden Gruppen vor allem auf sozialen Medien.

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